Nach der Wanderung durch die vielen grünen Wiesen bin ich wieder in Drogheda gelandet. Der nächste Zug würde in fast einer Stunde fahren, genug Zeit also um sich noch ein wenig umzuschauen. Auf einem Hügel, über der Stadt steht eine Art Burgturm. Hier hat heute offensichtlich ein kleines Volksfest mit Markt statt gefunden, die Stände werden gerade alle abgebaut. Ich beschließe den Burgturm zu erklimmen und mir die Landschaft nocheinmal von oben anzuschauen.
Als ich nun die Tür zum Burgturm öffne stehe ich nicht wie erwartet an einer kleinen Kasse für die Aussichtsplattform, sondern in einem Kreisrunden hohen Raum und hier findet gerade ein kleines Konzert statt. 4 Musiker, Mandoline, eine hölzerne Querflöte, eine Zinnflöte und ein, naja sowas wie ein Akkordeon, nur kleiner und mit Knöpfen statt Tasten.
Im Publikum ausser mir nur Kleinstadtfamilien. Die Musik ist schön, macht gute Laune. Neben mir sitzt noch ein Musiker, der vor den Vieren hier gespielt hat und er fragt mich aus. Wie ich das Konzert gefunden habe, und ob mir die Musik gefällt. Also habe ich erzählt das ich hier nur ausversehen gelandet bin. Aber eigendlich schon eine Weile auf der Suche nach Musikern bin. Nach dem Konzert nehmen mich die Musiker noch mit in den nächsten Pub auf ein Guinness.
Ich habe den Musikern hier mein Leid geklagt, dass ich in Dublin nach solcher Musik gesucht habe, aber nur Touristentheater finde. Und da haben sie mir erstmal rechtgegeben. Aber nicht ohne mir ein paar Einheimischen-Tipps zu geben! Nun habe ich ein paar Adressen für Pubs in Dublin außerhalb des Touristenzirkus mit Livermusik. Ein paar der Musiker spielen dort selbst regelmäßig.
Nun werd ich auf jeden Fall demnächst dort vorbeischauen und zuhören. Und vielleicht findet sich ja doch noch die Gelegenheit selbs ein paar irische Takte zu lernen.
Auf dem Rückweg, 3 Züge später als ursprünglich geplant, fahre ich mit einem Dudelsackspieler zusammen im Zug. Er fing an mich ein wenig auszufragen was ich hier eigendlich mache, und ich habe mich sehr über seine qualifizierten Fachfragen zu meiner Arbeit gewundert. Nun erzählt er mir, das er eigendlich klinischer Physiker aus North Carolina ist und vor 12 Jahren nach Irland gekommen ist, wegen der Musik. Er hat hier viele Jahre an Bestrahlungsapparaturen für Hirntumore gearbeitet...
Es hat 8 Jahre gedauert bis er endlich die irische Staatsbürgerschaft erhalten hat. Danach hat er seinen Job als klinischer Physiker an den Nagel gehängt. Nun besitzt er eine Werkstatt und baut Dudelsäcke. Und reist durchs Land, spielt auf seinen Instrumenten und erklärt auf Volksfesten und ähnlichem dem Publikum wie die Dudelsäcke hergestellt werden.
Irische Dudelsäcke werden im Gegensatz zu schottischen und bulgarischen nicht durch ein Rohr aufgepustet, sondern durch einen Blasebalg aufgepumpt, den der Spieler unter dem Arm hält und so mit dem Unterarm während des Spielens bedient.
So dieser Beitrag muss nun mal ohne Fotos auskommen. Nach dem ich mich so sehr über das Dubliner Touristenspektakel beschwert habe wollte ich einfach nich fragen ob ich ein paar Fotos knipsen darf!
Tralali, tralala
Grete